Gewalttäter Sport


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    Übrigens ist ein Aspekt sehr bemerkenswert: Einerseits sind gut 1.500 aktuelle Stadionverbote (in einem Zeitraum von 2-3 Jahren) eine äußerst geringe Zahl, bedenkt man die mehr als 20 Mio. Gesamtbesuchern dieser Jahre. Andererseits sind wir Fans aber doch noch ein "großes Sicherheitsproblem", ein wirklich interessanter Argumentationskonflikt, oder? Bspw. wurden beim diesjährigen Oktoberfest (6,3 Mio. Besucher) 353 Personen verletzt (nur Körperverletzungen, keine Unfälle), während der ZIS-Bericht (Zentralstelle für Sporteinsätze) der Saison 2001/2002 ganze 260 Körperverletzungen zählt. Und das bei 11,95 Mio. Besuchern in den beiden ersten Profiligen. Die Frage sei erlaubt, wann endlich eine "Datei Gewalttäter Oktoberfest" geführt wird oder wann es zu den ersten bundesweiten Oktoberfestverboten kommt? Wer schützt uns vor der schlafenden Bestie gewaltbereiter Oktoberfestbesucher? Klingt paradox, oder? Aber, wo ist denn das größere Sicherheitsproblem? Es geht uns hierbei nicht um das Aufzählen von Verletzten, jeder einzelne Fall ist schlimm genug. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel scheint jedoch schon lange nicht mehr gegeben zu sein.

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    5 Jahre Stadionverbot - da brachte er sich um


    Brian Inn (23) besuchte 400 Fußballspiele. Und nie ist etwas passiert. Als sein Freund auf Schalke in eine Rangelei verwickelt wurde, wollte er helfen. Brian wurde verurteilt: Stadionverbot. Nun trauert die Familie.


    on Robin Halle


    Klaus Inn (65) hat Tränen in den Augen, als er das Zimmer seines Sohnes betritt. An der Wand hängt eine Fahne von Arminia Bielefeld, auf dem Bett liegt ein Schal. "Hier hat mein Junge gelebt."


    Sein Junge ist tot. Brian (Foto), sein einziges Kind, wurde nur 23 Jahre jung. Klaus Inn schaut fassungslos auf eine Angel, die Brian gehörte. Beinahe ist es so, als würde Brian in der kleinen Etagenwohnung in Bielefeld-Hillegossen noch leben. Seine Ehefrau Heike (60) zeigt Fotos von Brian. Zeugnisse, den Führerschein, Eintrittskarten von Fußballspielen.


    Kopfschüttelnd zieht sie ein Schreiben an Schalke-Manager Rudi Assauer aus einer Mappe. "Ich hatte so viel Hoffnung in diesen Brief gesteckt", sagt sie. Und weint.


    Brian war Fußballfan. Mitglied bei den "Freshmakers", einem Fanklub von Arminia Bielefeld. Wie jedes Wochenende ist Brian am 8. März 2003 mit Kumpels losgezogen, um Fußball zu gucken. Bielefeld hat in Schalke gespielt, die Jungs lachten, alles war wie immer.


    Bis Markus R. in der Halbzeitpause von einem Ordner in den Schwitzkasten genommen wurde. Markus R. ist ein Freund von Brian und soll, was nicht geklärt ist, eine Sachbeschädigung in der Arena (Foto) begangen haben.


    Während Heike Inn die Geschichte erzählt, zittern die Lippen ihres Mannes. "Ich habe als Seemann gelernt, dass man Kameraden helfen muss. Das habe ich dem Jungen immer gepredigt. Jetzt ist er tot."


    Brian ist seinem Freund tatsächlich zu Hilfe gekommen. Protokolliert ist die Bitte des 23-Jährigen: "Lasst ihn doch laufen, er ist harmlos." Doch Markus R. wurde abgeführt, ein anderer Ordner schrie Brian an: "Pass auf, du fliegst als Nächster!"


    Weil Brian trotzdem versuchte, seinen Freund loszureißen, eilten andere Wachleute herbei. Einer griff Brian mit der Hand an die Kehle und drängte ihn gegen eine Wand.


    Was danach passierte, ist ungeklärt. Anwalt Hans Geisler berichtet, dass Brian "einmal getreten hat", um sich aus dem Würgegriff des Ordners zu befreien. Ordner A. vom "Wachdienst Bremen" erklärt, dass ihm Brian ins Gesicht geschlagen und dabei die Nase gebrochen hat.
    Jedenfalls wurde Schalkes Anwalt Heinz Kupperian zufällig Zeuge der Rangelei. Kupperian übt bei Heimspielen des FC Schalke das Hausrecht aus und stellte Brian zwei Monate später "namens und im Auftrage von Schalke 04" ein bundesweites Stadionverbot zu - gültig für fünf Jahre. Der Grund: gefährliche Körperverletzung nach § 224 StGB.
    "Das war der Anfang vom Ende", sagt Heike Inn. Sie zeigt drei Plastikbeutel mit 400 Eintrittskarten von Spielen, die ihr Sohn besucht hat. "Der Junge war in Wembley und im Giuseppe-Meazza-Stadion. Nie ist irgendwas passiert!"


    Tatsächlich ist Brian nicht vorbestraft. Sogar das Bundesverkehrsamt in Flensburg führt ihn ohne Punkt. Brian ist in behüteten Verhältnissen aufgewachsen. Brian hat Maler und Lackierer gelernt, wollte sich selbstständig machen. Arminia Bielefeld hatte ihm kürzlich 313 € gezahlt. weil er ein Vereinsgebäude anpinselte. "Der Junge hat jeden Cent in den Fußball gesteckt", erzählt Klaus Inn mit Tränen in den Augen, "er hat die ganze Woche für einen Spieltag gespart. Fußball war sein Lebeb."
    Nach dem Stadionverbot ging es mit Brian bergab. Der Junge weinte jeden Samstag, als die Freunde ohne ihn zum Fußball gingen. Die Anrufe wurden weniger, Brian verkroch sich immer häufiger in sein Zimmer. "Wir haben den Jungen nicht wiedererkannt", erzählt die Mutter. Der Hausarzt schrieb eine Überweisung zum Psychologen, Brian gint zweimal dorthin. Ohne Erfolg.
    "Brian hat nur noch geweint, wenn Fußball im Fernsehen lief", sagt Heike Inn.


    Die Mutter spürte, wie Brian litt - und begann zu kämpfen. Sie flehte Rudi Assauer an, das Stadionverbot aufzuheben ("Ich appeliere an ihr Fußballerherz, es bei einem Warnschuß zu belassen"). Ohne Reaktion. Sie schrieb an Beckenbauer, an den DFB ("Unsere Hoffnungen liegt in Ihren Händen"). Erfolglos. Der Sicherheitsbeauftragte des DFB , Hans Florin, schrieb zurück, dass man nichts machen könne. Brian war in der Zwischenzeit vom Antsgericht Gelsenkirchen-Buer wegen "gefährlicher Körperverletzung" zu acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden.
    "Der Junge ist bei der Verhandlung zusammengebrochen, weil ihm niemand geglaubt hat", sagt Heike Inn. Mit zorniger Stimme fügt sie hinzu: "Er wurde wie ein Hooligan dargestellt." Anwalt Geisler hat inwzischen eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Richter Helmut Rottlaender gestellt. Auch weil Rottlaender in einem Berufungsgericht empfahl, ihm "bei der Bekämpfung der Gewaltkriminalität nicht in den Rücken zufallen".
    "Mein Junge ist ein Mal in seinem Leben auffällig geworden", sagt Heike Inn, "warum wurde ausgerechnet an ihm ein Exempel statuiert, um Gewalttäter abzuschrecken?"
    Der Schalker Anwalt Kupperian erwidert: "WIr können nicht anders handeln. Stadionverbote müssen ausgesprochen werden, wenn eine Körperverletzung vorliegt."
    Fünf Jahre Stadionverbot - das war zu viel für den Fußballfan.
    Am 30. Dezember klingelt es um 22.45 Uhr bei Familie Inn. Klaus Inn sitzt vor dem Fernseher, Heike Inn öffnet die Tür. Im Hausflur stehen zwei Polizisten. Einer fragt: "Gehört ihnen das Fahrzeug BI-NN 15?" Heike Inn antwortet: "Ja. Mein Sohn ist gerade zur Bank gefahren. Ist etwas passiert?" Der Polizist: "Neben dem Fahrzeug wurde eine männliche Leiche aufgefunden." Die Mutter: "Großer Gott! Hat der Junge jemanden überfahren?" Der Polizist wartet einige Sekunden und sagt leise: "Nein. Die Leiche ist ihr Sohn."


    Heike Inn bricht an der Haustür zusammen, sechs Sanitäter und ein Notarzt rasen zur Wohnung.
    "Es war ein Albtraum", erzählt Heike Inn, "ich habe keine Luft mehr bekommen, alles hat sich gedreht."
    Irgendwann an diesem 30. Dezember hat Brian den Entschluss gefasst, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er ist mit dem Auto zu einem Angelplatz gefahren und auf einen Strommast geklettert. 24000 Volt sind durch seinen Körper gejagt.
    Brian Inn ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

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  • Jetzt hat die Willkür ihr erstes (?) Todesopfer und ich bin mir nach aufmerksamen lesen des Textes 100%ig sicher, das der Junge unschuldig war.... :( (der Zusammenbruch im Gerichtssaal, die Schilderungen der Eltern, wochenlange Niedergeschlagenheit, etc. . So führt sich niemand auf der sich seiner Schuld eigentlich bewusst ist.)


    Das schlimme ist, das es wie dieses Beispiel zeigt, jeden aber auch wirklich jeden treffen kann!

    Einmal editiert, zuletzt von Günter ()

  • Ich hoffe das man auf Seitens des DFB mal über diese schreckliche Geschichte nachdenkt. Es kann doch nicht sein, das man nur für eine reibungslose WM Ausrichtung, auch nur jeden Vorfall nimmt, um irgendwelche Fans ein Stadionverbot auszuhängen. Also ich bin echt erschüttert.


    Herr Beckenbauer: Meiner Meinung nach hätten sie mit einer Anhörung des Jungen mehr für den Fussball machen können, als eine WM nach Deutschland zu holen......

  • Da ist echt ganz groß und ich hoffe auch, dass dieser Bericht beim DFB mal ein bisschen Aufmerksamkeit erregt. Ich würde mir wünschen, dass eine riesige Protestwelle losbricht und der DFB in große Erklärungsnot kommt, weil das auf gar keine Fälle ein Einzelfall ist. Für mich sind das Mörder!!!

  • Die verteilen für alles und nichts Stadionverbote oder zumindest Anzeigen en masse. Die interessiert es gar nicht, wen sie da aus dem Stadion sperren, Hauptsache die WM 2006 wird nur von Familienvätern mit ihren kleinen kreischenden Kindern und reichen Sponsoren besucht. Und sowas regt mich wirklich auf und ich glaube auch nicht, dass die für so ein Stadionverbot lange recherchieren und der Sache nach gehen, sondern sofort verteilen.
    Und warum es mich so aufregt, weil ich genau die gleiche Situation durchlebe, allerdings bekam ich kein Stadionverbot, da es "nur" ein popliges Amateurspiel war, aber alleine die Anzeige reicht schon für nichts machen und das ist einfach nur Polizeiwillkür...

  • Ich bitte euch, was kann Beckenbauer oder wer anders dazu, er hat Stadionverbot bekommen, okay, aber damit muss er Leben, Fussball ist halt wichtig, aber nicht das wichtigste um sich zum Beispiel das Leben zu nehmen, für mich dann doch ziemlich krank.

  • Für dich ist es nicht das wichtigste, für viele andere aber ja. Und dass Beckenbauer und Co da jetzt nicht unbedingt dirket beteiligt sind stimmt wohl, aber halt die Leute die diese sinnlosen Stadionverbote erteilen.

  • Ne für mich ist das auch nicht das wichtigste, und daher sehe ich es aus der Sichtweise. Für mich ist Fussball auch wichtig, aber nicht so extrem das ich darüber nachdenken würde, mich deswegen umzubringen.

  • So wie jetzt, mit der allgemeinen Kriminalisierung von Fußballfans sowie überzogenen Reaktionen von Polizei, DFB und Vereinsoberen kann es auf keinen Fall weiter gehen!

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    Wir trauern um unseren Freund und unser Mitglied Brian Inn, der sich am 30. 12. 2003 das Leben nahm.


    Brian hat für den Fußball gelebt, hat in den letzten 8 Jahren über 400 Fußballspiele besucht, darunter fast alle Heim- und Auswärtsspiele der 1. Mannschaft des DSC Arminia und der Amateure.


    Er war für uns ein guter Freund, den wir als stets gut gelaunt, zuverlässig und als jemanden, der immer für einen da war, wenn man ihn brauchte, in Erinnerung behalten werden.
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    Am 8. März 2003 kam Brian einem Freund in der Arena auf Schalke zur Hilfe, als dieser ohne ersichtlichen Grund abgeführt werden sollte. Auf seine Frage hin ob das sein müsste, wurde er von mehreren Ordnern des FC Schalke 04 abgedrängt und gewürgt. In dem Handgemenge soll er dabei einem Ordner die Nase gebrochen haben.


    Ein paar Wochen später wurde ihm, ohne dass eine Verhandlung vorausgegangen war, vom FC Schalke 04 ein 5 -jähriges bundesweites Stadionverbot ausgestellt. In der späteren Verhandlung wurde Brian, obwohl er nicht vorbestraft war und der Ordner nicht einmal ein Attest für seinen Nasenbeinbruch vorlegen konnte, zu einer Freiheitsstrafe von 8 Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Berufungsverfahren sollte im Januar stattfinden. Alle Bitten, auch seitens seiner Eltern, beim DFB, beim FC Schalke 04 und auch beim DSC Arminia, das Stadionverbot zu lockern, da er noch nie vorher beim Fußball auffällig geworden war, wurden abgelehnt.


    Nach dem Tod unseres Freundes und Mitgliedes Peter Okroj im Februar letzten Jahres war er schon psychisch angeschlagen.


    Überharte Ordner, voreilig verschickte Stadionverbote, ein zweifelhaftes Urteil und unnachgiebige Vereine haben Brian, der für den Fußball sein letztes Hemd gegeben hätte, kriminalisiert und ihm so den Fußball und damit auch die Lust am Leben gänzlich genommen.


    Brian starb im Alter von nur 23 Jahren.



    In seinem Sinne werden wir uns gegen willkürlich ausgesprochene Stadionverbote und die Kriminalisierung von Fußballfans einsetzen!!!!
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    http://www.freshmaker-bielefeld.de/