Politische Bildung bei Jugendlichen

  • Zitat

    Original von Tobias


    Das ist auf jeden Fall so. Ich wäre für "Eignungstests". Nur wer ihn besteht, darf wählen.


    Nur was würdest ud da reinpacken in solche Tests?

  • das hatte ich vor monaten auch schonmal angedacht im wählen-thread und bin dafür arg gescholten worden. :kichern:


    durchführbar ist es natürlich wirklich nicht.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Blutgrätsche
    das hatte ich vor monaten auch schonmal angedacht im wählen-thread und bin dafür arg gescholten worden. :kichern:


    durchführbar ist es natürlich wirklich nicht.


    Ist es nicht, würde ja gegen die in Deutschland geltenden Gesetzte verstoßen. Mir wird aber richtig schlecht, wenn ich da teilweise sehe, was für Idioten zur Wahl gehen dürfen...

  • Zitat

    Original von Tobias


    Ist es nicht, würde ja gegen die in Deutschland geltenden Gesetzte verstoßen. Mir wird aber richtig schlecht, wenn ich da teilweise sehe, was für Idioten zur Wahl gehen dürfen...


    schon richtig, aber das wahlsystem tut ja sein möglichstes, um schlimme auswüchse durch wählende deppen zu verhindern. 5%-hürde etc.


    noch zum thema wahltauglichkeit:
    eine bekannte, die mal wahlhelferin war, hat mir erzählt, daß die SPD-wähler insofern die dümmsten sind, als sie die meisten stimmen versehentlich ungültig machen.

  • Zitat

    Original von Tobias


    Man müsste zum Beispiel die bekannten Politiker den Parteien zuordnen können, wissen wo unsere Hauptstadt liegt und ein paar Nachbarländer der BRD kennen...


    Also das was die meisten bei Raab schon nicht hinkreigen....joa, aber das wör zum Beispiel was.

  • Zitat

    Original von Arne
    das problem ist doch, dass im geschicht und politikunterricht bis zur 10.klasse nur dreck unterrichtet, wenn denn politik überhaupt angeboten wird, man irgendwelche römischen kaiser auswendig lernt etc. interessant wird doch immer erst, wenn man wenigsten die chance auf nen bezug zum thema hat.


    Richtig! Nur mal ein aktuelles Beispiel aus meiner Ausbildung:
    Wir haben drei jahre lang überhaupt kein Politikunterricht bekommen, da keine Stunden bzw. Lehrer dafür vorhanden waren. Jetzt haben wir seit April 2 Stunden Politik bei einer Referandarin.
    Finde ich persönlich auch sehr wichtig, da es gerade in unserem Beruf um politische Zusammenhänge bei z.B. haushaltsplänen des Kiga/der Jugendeinrichtung geht.

  • Nicht erst seit den Landtagswahlen am letzten Wochenende aktueller denn je - oder haben "die" Jugendlichen alle keine Zeit weil sie den Spielerfrauen auf/bei (ich weiß nicht mal wie es korrekt heißen müsste) Instagram folgen müssen?

  • Nicht erst seit den Landtagswahlen am letzten Wochenende aktueller denn je - oder haben "die" Jugendlichen alle keine Zeit weil sie den Spielerfrauen auf/bei (ich weiß nicht mal wie es korrekt heißen müsste) Instagram folgen müssen?


    Mit meinen (6, 8 und 12) habe ich gestern über Wertschöpfungsketten diskutiert und heute über Propaganda und Nationalsozialismus, wohingegen ich heute eine Oma, die auf dem Radweg stand und intensiv in den Bildschirm ihres Handys vertieft war, wachklingeln musste. (In solchen Situationen würde ich immer gerne sagen: Würden meine Kinder das tun, gäbe es eine Standpauke, an die die sich noch bis in Ihr Alter erinnern, wohingegen ihre Generation offensichtlich annimmt, dass sich die Erde um Ihren Arsch dreht. Aber ich will ja nicht wirklich mit denen in's Gespräch kommen.)


    Und beide Diskussionen gingen von den Kindern aus, was Wertschöpfungsketten (Stichwort: Kinderarbeit) anging, musste ich sogar zunächst schlichtend in einen Streit eingreifen.


    Will sagen: Der Diskussion tut es nicht gut, in den verbreiteten Klischees zu denken. Es wäre sinnvoll, die als erstes wegzulassen und zu gucken, wie man das Problem (welches vorhanden ist, da bin ich generell dabei) ohne sie formulieren kann.

  • Gute Frage! Die Wahlbeteiligung bei Jugendlichen war offenbar schon immer niedriger als bei älteren Semestern. bpb


    Ich nehme an, es besteht bei vielen gar kein politisches Bewusstsein, insofern, dass Probleme nicht bekannt sind oder oberflächlich und verkürzt aufgenommen werden. Und jenen, denen sie bekannt sind, haben möglicherweise - warum auch immer ;) - immer weniger Vertrauen in die Parteien bzw. Parlamente.


    Um die Jugend etwas in Schutz zu nehmen: Die Wahlergebnisse bzw. Schwerpunkte der medialen Debatten sprechen generationenübergreifend ohnehin nicht gerade für ein besonderes Maß an politischer Bildung in Deutschland.

  • Also keine Ahnung welche Jugend ihr meint, aber ich empfinde die Jugend, die da gerade heranwächst als höchst politisch mit einem feinen Gespür für globale Themen. Keine Ahnung wie el toro darauf gekommen ist neben den anderen Mumien auch dieses Thema hervorzubringen.

  • Keine Ahnung wie el toro darauf gekommen ist neben den anderen Mumien auch dieses Thema hervorzubringen.

    Ich denke, er wird gemeint haben, dass in Sachsen bei den Unter-30-Jährigen die AfD stärkste Partei geworden ist (mit deutlichem Abstand zu den Grünen).


    https://interaktiv.tagesspiege…andtagswahl-sachsen-2019/


    Sachsen war bis vor kurzem in der Stundentafel bundesweites Schlusslicht bei der Politischen Bildung (zählt für PISA, wo man Spitze ist, nicht viel). Zudem sind Rechte seit einigen Jahren vor allem in ländlichen Regionen sowie Klein- und Mittelstädten verstärkt in Jugendclubs und anderen Freizeiteinrichtungen aktiv. Soviel zu Erklärungsmöglichkeiten.

  • Achso, vielleicht ist das bei dem Thema ja interessant für euch: Wer 2013 in Niedersachsen Abitur gemacht hat, kam in Englisch nicht an Milton Friedmans marktradikaler Globalisierungsideologie vorbei. Und ich befürchte, dass das bei vielen auch in Fleisch und Blut übergegangen ist. Seine Rolle als Helfer von Pinochet wurde dabei übrigens weder kritisch behandelt noch erwähnt.

  • Jein...ist ein höchst differenziertes und ambivalentes Ding, dass grundsätzlich und speziell in diesem Thread nicht auf Jugendliche eingegrenzt werden sollte.


    Politische Bildung wird außerschulisch immer mehr gefordert (und gefördert), verläuft aber oft aktionistisch und wird regelmäßig nur von ohnehin politisch/sozial engagierten angenommen.


    Bin in dem Thema theoretisch und praktisch gerade drin, speziell mit Jugendlichen.


    Ein feines Gespür für politische Themen haben viele (aber (mindestens) genauso viele haben auch gar keines bzw. null Interesse daran), dieses endet nur leider oft das, wo es beginnen sollte, beim Blick in den Spiegel. Schuld daran ist der vollkommene Mangel an politischer Bildung im Bildungssystem (und da wird der Threadtitel doch wieder relevant, denn je früher, desto besser...je festgefahrener, desto schwerer erreichbar). Was da in diesem Bereich bildungstechnisch vorgesetzt wird, ist der gewöhnliche alternativlose Schweiß, der in seinen Zusammenhängen kaum hinterfragt und reflektiert wird.


    Feststellbar ist jedenfalls, dass Jugendliche politisch (nicht mehr oder weniger als früherer Generationen) interessiert sind. Politische Beteiligung heute jedoch außerhalb demokratischer Institutionen erfolgt, bspw. in sozialen Medien, über Demos etc.

    Demokratische Insitutionen, Parteien, Politikerinnen und Politiker haben an Vertrauen verloren, Jugendliche fühlen sich durch diese nicht mehr vertreten (und je niedriger die soziale Herkunft, desto mehr ist das der Fall)...was wiederum generationenübergreifend festzustellen ist...und hier mag ich mich in puncto Demokratieentleerung, deren Ursachen ich im politischen Zofffaden schon beleuchtet habe, nun nicht wiederholen.


    Also ist das Thema (auch hinsichtlich der Jugend) hochaktuell.

  • Ich meine, dass das schon immer so war.

    Schule war (bezüglich Politik im besonderen) immer mehr prägend von dem Lehrer, als vom Lehrplan.

    Aber letztendlich nur ein Schulfach, indem es, unter eins von vielen, um Zensuren ging (und geht).


    Auf mein Interesse an Politik hatte mein Umfeld einen wesentlich (nicht vergleichbaren) Einfluß. Und ich denke auch, daß 'die Schule' diesen Bereich nicht abdecken kann, genauso wenig wie auf die Erziehung ansich.


    Als Beispiel - keine Schule kann die Tagespolitik aufarbeiten (wird auch nicht ansatzweise versucht), aber jeder Schüler wird damit, mehr oder minder, konfrontiert. Da findet eine Meinungsbildung statt, der die Schule meist mindestens eine Generation hinterher hinkt.


    Aber das ist durch Schule wohl auch nie lösbar.

  • Achso, vielleicht ist das bei dem Thema ja interessant für euch: Wer 2013 in Niedersachsen Abitur gemacht hat, kam in Englisch nicht an Milton Friedmans marktradikaler Globalisierungsideologie vorbei. Und ich befürchte, dass das bei vielen auch in Fleisch und Blut übergegangen ist. Seine Rolle als Helfer von Pinochet wurde dabei übrigens weder kritisch behandelt noch erwähnt.


    Interessante Info, Danke!


    Da habe ich gleich ein wenig weniger schlechtes Gewissen, weil ich den Kindern was anderes "beibringe", als sie in der Schule lernen. Auch wenn ich ihnen das Leben damit nicht leichter mache. Aber wenn es auf sowas hinausläuft, kann man gar nicht früh genug damit anfangen.


    Übrigens auch echt pervers, mit sowas direkt nach 2009 zu kommen.

  • Schule, wie wir sie kennengelernt haben, wie sie ist...oder wie sie sein könnte?


    Stimme dir zu, dass du Schule als Selektionsanstalt, die spätere Statuspositionen zuweist, das nicht kann. Diese kann deshalb auch keine Inklusion btw.

    Schlimm ist das heute vor allem deshalb, weil Schule genau das soll: Erziehen (ohne das nach dem Ausgangspunkt von Erziehung gefragt wird), Inklusion...als das, was sie ist, kann sie daran nur scheitern, mit gravierenden Auswirkungen auf die Lehrkräfte, die sich damit überfordert und im Stich gelassen fühlen (das gilt nicht für alle Schulen und Lehrkräfte, aber in der Mehrzahl trifft das leider zu).


    Was ich fast noch gravierender finde, ist die Entwicklung der Hochschulen in Richtung Schule. Soweit ich durch Erzählungen und Fachliteratur weiß sowie zumindest in meinem letzten Studium noch teilweise selbst erfahren durfte, war Hochschule/Uni immer ein Ort, der Zeit und Raum für reflexive Bildungsprozesse, zum Nach- und Anders-Denken gegeben hatte, was leider immer weiter aufgegeben worden ist (um die jungen Menschen "fit zu machen"). Mit entsprechenden Auswirkungen auf die (nachfolgenden) Lehrkräfte (in Schule, Hochschule).

    Wie gesagt, ich mag mich auch täuschen, gibt es doch auch einige positive (Gegen)Beispiele (also ja, es hängt mitentscheidend von den Lehrkräften selbst ab) und gab es davon früher vielleicht auch nicht mehr als heute. Eine mögliche Verklärung der Vergangenheit sollte man hier (wie bei der politischen Bildung von Jugendlichen) in jedem Fall mitbedenken, um dieser am Ende nicht zu selbst zu unterliegen.