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  • Warten auf den Anruf von Herrn Neururer
    1860 und die täglichen Wechselgerüchte


    München - Offiziell hat Stefan Reuter noch kein Wort davon gehört, dass einer seiner Spieler auf der Einkaufsliste eines Bundesligaklubs stehen soll. Inoffiziell schon. "Von Außenstehenden", sagt der Manager des TSV 1860, sei ihm zugetragen worden, wie viel Hannover 96 von Daniel Baier hält. Der Verein sucht Verstärkung im zentralen Mittelfeld, zufällig hat eben dort Baier (22) in dieser Saison ein paar gute Spiele gemacht. Im Grunde könnte das Gerücht also stimmen, dass 96 sich um seine Dienste bemüht.



    Daniel Baier (hier nach dem 0:1 gegen Unterhaching) kann abwarten, wie sich der Sommer entwickelt. Sein Vertrag läuft bis 2008.


    Allerdings sagt Reuter: "Wenn, dann sollten die auf uns zukommen." Das ist bis jetzt nicht geschehen, woraus er folgert, dass es mit dem Interesse der Niedersachsen so weit nicht her sein kann. Noch.


    Es ist ja gerade erst Mitte Mai. Die Saison ist nicht mal vorbei, danach folgt eine lange Sommerpause, es ist also viel Zeit, um Spekulationen blühen zu lassen. Ob die sich irgendwann zu Tatsachen verfestigen, ist eine ganz andere Frage. "Gegenwärtig nein", antwortet Baiers Berater Robert Schneider auf die Frage nach einem Hannoveraner Interesse. Weil aber deren Trainer in einer Zeitung mit einem lobenden (wenn auch sehr allgemein gehaltenen) Satz über Baier zitiert wurde, fügt er lachend hinzu: "Vielleicht ruft der Herr Neururer ja noch an."


    Der TSV 1860 ist momentan ein besonders geeignetes Objekt für Spekulationen. Dass sich das Gesicht der Mannschaft, die in der Rückrunde katastrophal aufgetreten ist, verändern muss, regt die Gerüchte ebenso an wie die finanziellen Nöte der Löwen. Gleichzeitig sind dem Verein die Hände gebunden. Die Spieler, die in der Bundesliga auf Interesse stoßen könnten, haben ausnahmslos laufende Verträge. In aller Ruhe warten sie deshalb ab, wie sich der Markt entwickelt. Matthias Lehmann etwa, der abgelöste Kapitän, bekräftigt bei jeder Gelegenheit seine Anwesenheit beim Trainingsbeginn am 19. Juni, "wenn ich nicht bis dahin Invalide bin". In Wahrheit hat er ganz andere Pläne. Der U 21-Nationalspieler will dringend in die Bundesliga, weil die EM 2008 sein Ziel ist. Weil Bremen seine Verpflichtung prüft, tut er sich leicht, den nächsten Monaten in Ruhe entgegen zu blicken.


    Weniger entspannt sind diese Tage für Stefan Reuter. Der Manager jagt von einem Meeting ins nächste und berichtet von "täglich 20 Journalistenanrufen". Der Druck, eine neue Mannschaft bauen zu müssen, ist ihm anzumerken. Gestern hat er in einer Zeitung gelesen, der Vertrag des suspendierten Rodrigo Costa würde gegen Zahlung von 280 000 Euro aufgelöst. Dabei, sagt er, steht das entscheidende Gespräch mit Costa noch aus. Dass öffentliche Erwartungen geschürt und Meldungen lanciert werden, findet Reuter "höchst problematisch". Besonders für ihn. Und der Sommer wird noch lang.