www.hannover.de: Hannover 96: Der zweite Heimsieg ist Pflicht


  • Wer die Schnelllebigkeit des Fußballgeschäftes symbolisch erfassen möchte, dem genügt am kommenden Samstag ein kurzer Blick auf die Trainerbänke in der AWD-Arena. Beim Duell der Roten gegen das Ligaschlusslicht 1. FC Kaiserslautern feiert nicht nur das 96-Trainergespann Neururer / Schjönberg Heimpremiere, auch für Gegenüber Wolfgang Wolf beginnt bereits wieder ein neues Trainerkapitel. Wolf hatte vor wenigen Wochen noch die sportliche Verantwortung beim kriselnden Club aus Nürnberg, der unter seinem Nachfolger Hans Meyer prompt in Kaiserslautern gewann…und damit wiederum Michael Henke arbeitslos machte.


    Offensivpower im Schlüsselspiel
    Die Regeln im Profigeschäft sind hart, aber allgemein bekannt. Erfolg ist alles, und der ist zuerst ablesbar am Tabellenstand. Peter Neururer, der mit dem 2:2 in Stuttgart durchaus passabel gestartet ist, redet deshalb auch nicht um den heißen Brei herum. Nach nur einem mageren Heimsieg (2:0 gegen Eintracht Frankfurt) ist ein Dreier im „wahnsinnig wichtigen Schlüsselspiel“ gegen das derzeitige Schlusslicht der Liga Pflicht. Nicht nur, um sich endlich auf den Weg zum Erreichen des Saisonziels aufzumachen, sondern auch, um die eklatante Heimschwäche abzulegen. "Heimspiele dürfen nicht zur Belastung werden", fordert der 50-Jährige. Neururer verspricht den zuletzt gebeutelten 96-Fans mutigen Offensivfußball seiner Schützlinge, den sie in Stuttgart bereits angedeutet hatten, auch wenn lediglich teilweise („Nur 20 Minuten haben mir gefallen“) den kritischen Augen des Coaches Genüge getan worden ist.


    Personaldecke entspannt sich
    Daher hat der Trainerstab in der letzten Trainingswoche auch verstärkt „Philosophietraining“ betrieben, wie Neururer das Bestreben bezeichnet, den verschütteten Offensivgeist wieder zu beleben. Immer besser habe sein Team inzwischen das offensive Denken verinnerlicht. Auch die personellen Optionen lassen mehr Angriffsvarianten zu. Nach Silvio Schröter haben sich auch Thomas Brdaric (nach Rückenproblemen) und Ricardo Sousa wieder gesund gemeldet. Chancen auf einen Startplatz hat von diesem Trio aber wohl nur Brdaric. Bei Schröter, den Neururer eigentlich als absoluten Stammspieler bewertet, sei nach der langwierigen Verletzung noch Vorsicht geboten. Auch liege dem Flügelflitzer aufgrund seiner „tollen Einstellung“ die Jokerrolle. Sousa dürfte froh sein, wenn er nach seiner Blitzheilung (Muskelbündelriss), schon wieder auf der Bank Platz nehmen kann. Aufgrund der Rückkehr von Kapitän Altin Lala, der seine Gelbsperre abgesessen hat, muss mindestens ein Kandidat der Stuttgart-Startelf seinen Platz räumen. Es dürfte Chavdar Yankov treffen, der trotz seines Treffers nicht vollends überzeugen konnte.


    Schjönberg macht „Daumen-Drück-Pause“
    Lautern hofft in Hannover unter Wolfgang Wolf auf die Wende. Nach dem Höhenflug zu Saisonbeginn ging es mit den „Roten Teufeln“ stetig bergab. Auch Halil Altintop, dessen Knoten mit zehn Treffern im ersten Saisondrittel endlich aufgegangen zu sein schien, leidet zurzeit unter Ladehemmung. Generell ist die Bilanz des FCK in den letzten Jahren alles andere als rosig, stetiger Abstiegskampf ließ die traditionellen Pfälzer Träume von Höherem zerplatzen. Nicht von ungefähr hat der Betzenberg entgegen dem bundesweiten Trend mit Zuschauereinbußen zu kämpfen. In diesem Jahr scheint der Tiefpunkt erreicht. Das Team, das abgesehen von Ervin Skela keine namhaften Neuverpflichtungen an sich binden konnte, dümpelt im Tabellenkeller und gilt inzwischen als heißer Abstiegskandidat. Auch auf Seite der 96er gibt es einen, den diese frustrierende Situation in besonderem Maße frustriert. Co-Trainer Michael Schjönberg hat viele Jahre in der Pfalz gespielt und enge Kontakte zu Klub und Umfeld. „Natürlich tut es weh, wenn man sieht, das dort passiert“, drückt er den „Roten Teufeln“ die Daumen, einen Weg aus der Krise zu finden. Am Samstag wird er dieses Gefühl, auf der 96-Bank sitzend, aber für 90 Minuten ausschalten. „Ich bin Profi genug, um sagen zu können: Die kriegen hier nichts geschenkt!“


    So könnten beide Teams auflaufen:


    Hannover 96: Enke – Cherundolo, Mertesacker, Zuraw, Tarnat – Balitsch, Lala, Dabrowski- Brdaric, Hashemian, Delura


    1. FC Kaiserslautern: Ernst – Hertzsch (Lembi), Pletsch (Mettomo), Schönheim – Riedl, Engelhardt, Zandi, Blank, Skela – Altintop, Sanogo


    Text.: O. Rickhof