HAZ: Warten lohnt sich für Lienen

  • Warten lohnt sich für Lienen


    Welch ein Befreiungsschlag. Per Mertesacker wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. Erst schlitterte er bäuchlings über den Rasen vor der 96-Fankurve. Nur kurz, denn bevor ihn der erste Mitspieler zum gemeinsamen Jubeln ergreifen konnte, war der 19-Jährige schon wieder auf den Beinen und unterwegs zur 96-Auswechselbank, wo er sich von jedem herzen ließ.


    Der Jüngste hatte in letzter Sekunde das Unmögliche noch möglich gemacht. „Jetzt muss ich erst einmal durchatmen, ich bin nur noch glücklich“, sagte der strahlende Mertesacker. Schließlich war es nicht irgendein Tor. Es war sein erstes in der Bundesliga, und es war ein sehr wichtiges. Erzielt vor 74 000 Zuschauern in Deutschlands wohl stimmungsvollstem Fußballtempel.


    Diese Atmosphäre im Westfalenstadion hatte den jungen Abwehrchef gestern sichtlich beeindruckt. Er agierte längst nicht so ruhig, so abgeklärt wie sonst. Auch wenn er wahrlich nicht schlecht spielte: Mertesacker wirkte manchmal, als habe er Blei in den Beinen.


    Er ist ohnehin keiner, der sich gerne in das Angriffsspiel einschaltet; gestern hielt er sich noch mehr zurück. In der Schlussphase jedoch, da durfte er nicht mehr hintenbleiben, nach 86 Minuten beorderte ihn Trainer Ewald Lienen in das Angriffszentrum. „Ich sollte vorne bleiben“, sagte Mertesacker. Der Abwehrchef tat wie ihm befohlen, und er setzte noch eine andere Forderung des Trainers um. „Ich habe ihm schon oft gesagt“, meinte Lienen, „Junge, von dir muss mal ein Tor kommen.“ Und fügte an: „Ich warte schon ein halbes Jahr darauf.“ Das Warten hat sich gelohnt.


    „Ich habe noch nie solch einen perfekten Kopfball gemacht“, sagte er. Der „U 21“-Nationalspieler wusste auch, wie wichtig dieses Tor für seinen Klub ist. „Nach zwei Niederlagen wäre in Hannover wieder die Hölle los gewesen“, sagte er. Dank Mertesacker herrscht erst einmal Ruhe, und das ist vor den Heimspielen gegen Freiburg und Bielefeld nicht ganz unwichtig. gru/kös