Holsteiner Courier: Hannover96 kehrt zum VfR zurück

  • Hannover 96 kehrt zum VfR zurück
    [20.08.2004]
    Neumünster/Hannover (Arne Schmuck) - Das einzige Nordderby in der Auftaktrunde des Vereinspokals wird also in die Annalen der Rasensportler eingehen. Allerdings: In den 50er und 60er Jahren waren Vergleiche zwischen den "Veilchen" und den "Roten" fast an der Tagesordnung.


    Denn 16-mal kam es zum Aufeinandertreffen zwischen dem VfR und 96 in der damals erstklassigen Oberliga Nord, wobei die Lila-Weißen immerhin fünfmal gewannen (siehe nebenstehender "Steckbrief"). Hinzu kommen zwei Partien in der zweitklassigen Regionalliga Nord. 1964 trennten sich die Wege, als die Niedersachsen in die Bundesliga aufstiegen. Nur ein weiteres Jahr darauf verschwand der VfR in der Drittklassigkeit, rutschte 1994 und 1999 für jeweils ein Jahr in die Fünftklassigkeit ab und entfernte sich somit Lichtjahre von Hannover.


    Doch auch die Niedersachsen waren zwischenzeitlich "weg vom Fenster" - jedenfalls gemessen an den Ansprüchen der Landeshauptstädter. Zehn Jahre lang, bis 1974, waren sie in der 1. Bundesliga vertreten, in die sie nur ein Jahr darauf zurückkehrten. Nur zwölf Monate später ging es aber ohne Umwege wieder in die Zweitklassigkeit, in der der zweifache Deutsche Meister von 1976 bis 1985 um Punkte kämpfte, um danach wieder für ein Jahr in der Eliteklasse mitzumischen. Im Stile einer Fahrstuhlmannschaft ging es weiter: 1986 Abstieg aus der 1. Bundesliga, 1987 sofortiger Wiederaufstieg, 1989 wieder Abstieg in die 2. Bundesliga.


    Sieben Jahre dauerte das Intermezzo im Unterhaus, ehe es 1996 - "pünktlich" zum 100-jährigen Vereinsjubiläum und vier Jahre nach dem sensationellen Gewinn des DFB-Pokals - in die drittklassige Regionalliga hinunterging. Trotz imposanter 83 Punkte und 105:25 Tore gelang der Wiederaufstieg jedoch nicht. Denn in den Aufstiegsspielen scheiterte 96 an Energie Cottbus - und das, obwohl mit Gerald Asamoah und Otto Addo zwei spätere Bundesligastars das Trikot der Niedersachsen trugen. Nur ein Jahr darauf toppten die "96er" ihre imposante Bilanz, fuhren 89 Punkte bei 120:29 Toren ein und kehrten über die Aufstiegsspiele gegen Tennis Borussia Berlin in die 2. Bundesliga zurück. Nach vier Jahren dort gelang 2002 unter Trainer Ralf Rangnick der Sprung zurück ins Oberhaus, in dem Hannover nach den Platzierungen 11 und 14 auch in diesem Jahr wohl nur in der unteren Tabellenhälfte zu finden sein dürfte. Der Auftakt ging jedenfalls schon einmal in die Hose - durch einen Treffer in der Nachspielzeit verloren "Die Roten" bei Bayer 04 Leverkusen mit 1:2.


    Hannover muss in dieser Saison die Verluste gestandener Spieler, wie etwa EM-Teilnehmer Thomas Brdaric (zum VfL Wolfsburg) oder Jaime (Deportivo La Coruna), verkraften. Zudem wurde der portugiesische Paradiesvogel Abel Xavier in die Wüste geschickt - im wahrsten Sinne des Wortes, wechselte der exzentrische Mann mit der Mähne doch nach Katar.


    Mehrere vielversprechende Neuzugänge im Team von Trainer Ewald Lienen - bestritt selbst 333 Bundesligaspiele für Bielefeld, Mönchengladbach und Duisburg - sollen dafür sorgen, dass auch im dritten Jahr in Folge der Klassenerhalt gelingt. Schillerndste Figur ist ganz sicher Michael Tarnat, der zuletzt bei Manchester City am Ball war. Der 34-Jährige kommt auf 19 A-Länderspiele für Deutschland, erlebte seine Glanzzeit von 1997 bis 2003 bei Bayern München. Vom FC Barcelona verpflichtete Hannover den zuletzt an den CD Teneriffa ausgeliehenen Robert Enke. Der wurde einst als größtes Torwarttalent Deutschlands gepriesen, wartet aber mit nunmehr knapp 27 Jahren immer noch auf den großen Durchbruch. Eben jener wird derzeit dem Portugiesen Ricardo Sousa (kam von Boavista Porto) sowie dem von Leverkusen ausgeliehenen Schweizer Tranquillo Barnetta prophezeit.


    Mit zwei Testspielen stimmte sich 96 auf den Pokalfight in Neumünster ein. Einem 1:0 gegen den polnischen Erstligisten Polonia Warschau folgte ein 8:0 beim SV Landesbergen (Bezirksliga). Thomas Christiansen, Bundesliga-Torschützenkönig von 2003, war in beiden Spielen erfolgreich. Ferner trafen beim Amateurklub der im DFB-Pokal gesperrte Tscheche Jiri Stajner (3), dessen Landsmann Jiri Kaufman, Nachwuchshoffnung Fabian Montabell (2) sowie US-Nationalspieler Clint Mathis.


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    Karten für das Pokalspiel sind erhältlich in der VfR-Geschäftsstelle (Parkcenter, heute von 14 bis 18 Uhr und morgen von 9 bis 12 Uhr) sowie bei der Shell-Station Kriese (Ilsahl 56) und der Stadtbäckerei Gabrielsen & Schmahl (Kieler Straße 208). Sitzplatz- und VIP-Tickets sind nur in der Geschäftsstelle zu erwerben. Ein Stehplatz kostet 10 Euro (7,50 Euro ermäßigt), ein Sitzplatz 15 Euro, und eine VIP-Karte inklusive Zutritt zum VIP-Bereich und Verköstigung ist für 70 Euro zu haben.